Auch in Sachen Management und Führung gilt: One size fits none. Konzepte, die in einem Unternehmen hervorragende Ergebnisse erzielt haben, stoßen in einem anderen Betrieb plötzlich an ihre Grenzen. Und Methoden, die für eine Führungskraft gut funktionieren, lassen einen Kollegen mit ähnlicher Führungsverantwortung unsympathisch, im schlimmsten Fall sogar unprofessionell wirken.
Aber woran liegt das? Was entscheidet darüber, ob eine Führungstechnik wirkt oder nicht?
Das Team von SEMINAR-INSTITUT ist dieser Frage für Sie nachgegangen. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen drei Faktoren vor, die es bei der Auswahl der passenden Führungstechnik im konkreten Anwendungsfall zu beachten gilt.
Drei Faktoren, die den Erfolg von Führungstechniken beeinflussen
Im Management-Alltag werden die Begriffe „Führungsstil“ und „Führungstechnik“ häufig synonym oder zumindest ohne klare Abgrenzung verwendet. Dabei ist diese Unterscheidung besonders wichtig, um herauszufinden, an welcher Stelle mit einem Führungskräfteseminar oder Coaching gezielte Optimierung betrieben werden kann.
Der Führungsstil umfasst die grundlegende Haltung einer Führungskraft gegenüber Mitarbeitenden, Aufgaben und Entscheidungsprozessen. Vom Führungsstil hängt ab, wie Verantwortung verteilt und Entscheidungen getroffen werden – zentralisiert oder dezentralisiert, partizipativ oder direktiv. Führungstechniken hingegen sind die konkreten Werkzeuge, mit denen eine Führungskraft ihre Haltung in der Praxis umsetzt. Dazu zählen etwa Gesprächsführungstechniken, Methoden zum Delegieren von Aufgaben oder Techniken zur Teammotivation. Führungstechniken sind also abhängig vom Führungsstil, als Instrumente aber flexibel anwendbar.
Während sich Führungsstile über lange Zeiträume entwickeln und meist stark von der Persönlichkeit geprägt sind, lassen sich Führungstechniken außerdem gezielt trainieren. Dennoch entscheiden Kontext und Zusammenspiel darüber, ob eine bestimmte Technik ihre Wirkung entfaltet – oder verpufft. Drei Erfolgsfaktoren, die dabei besondere Beachtung verdienen, wollen wir im Folgenden ein wenig genauer betrachten.
Erfolgsfaktor #1: Authentizität
Die Persönlichkeit einer Führungskraft ist nicht nur ein stilprägendes Element – sie entscheidet mit darüber, ob eine Führungstechnik als Instrument glaubwürdig wirkt oder nicht. Der erste Erfolgsfaktor ist deshalb unmittelbar an die Persönlichkeit gekoppelt: Authentizität. Führungstechniken wirken nur dann überzeugend, wenn sie mit dem individuellen Stil und Selbstverständnis der Führungskraft harmonieren.
So gilt zum Beispiel die Technik des aktiven Zuhörens als ein Grundpfeiler moderner Führung. Wer jedoch nur mechanisch Rückfragen stellt und eine Empathie simuliert, die nicht mit seinem sonstigen Auftreten übereinstimmt, läuft Gefahr, beim Einsatz dieser Führungstechnik unglaubwürdig oder gar manipulativ zu wirken.
Ebenso wichtig ist allerdings, Authentizität nicht als Blankoscheck dafür zu missbrauchen, stets das Bequemste zu tun und bei der Auswahl der Führungstechniken nie die eigene Komfortzone zu verlassen. Darauf weist auch die Managementforscherin Herminia Ibarra in einem Beitrag für die Harvard Business Review[1] hin: „Führungskräfte können einen anpassungsfähig authentischen [adaptively authentic] Stil entwickeln, indem sie mit verschiedenen Führungsansätzen experimentieren“, schreibt sie. „Es ist in Ordnung, von einem Tag auf den nächsten die Taktik zu ändern. Das ist nicht ‚fake‘ – so finden wir heraus, was für die jeweiligen Herausforderungen und Umstände richtig ist.“
Erfolgsfaktor #2: Unternehmenskultur
Selbst wenn eine Führungstechnik zur Persönlichkeit passt, ist noch nicht garantiert, dass sie im Unternehmen akzeptiert wird. Denn auch die Kultur der Organisation – geprägt durch Historie, Branche und nicht zuletzt durch regionale und nationale Werte – beeinflusst, welche Formen der Führung als legitim gelten. Führungstechniken transportieren schließlich auch implizite Botschaften, etwa über Autorität, Mitbestimmung, Tempo oder Vertrauen. Stimmen diese nicht mit den Erwartungen der Vorgesetzten und Kollegen überein, entstehen Missverständnisse oder Widerstände.
Wenn beispielsweise eine Führungskraft in einem agilen Startup mit flachen Hierarchien Aufgaben delegiert und tägliche Stand-up-Meetings einführt, wird sie möglicherweise als engagiert und strukturiert wahrgenommen. Dieselben Führungstechniken können jedoch in einem traditionellen Industrieunternehmen mit klaren Strukturen als unangebracht oder gar übergriffig erscheinen – insbesondere, wenn Mitarbeitende an feste Hierarchien und standardisierte Kommunikation gewöhnt sind. Dann kommt rasch der Vorwurf auf, das tägliche Meeting hätte auch eine E-Mail sein können.
Noch deutlicher wird der kulturelle Einfluss auf den Erfolg von Führungstechniken übrigens im internationalen Kontext. Ein klassisches Beispiel dafür ist die Reaktion auf Kritikgespräche. Während in Deutschland oder den skandinavischen Ländern offenes Feedback auf Augenhöhe geschätzt wird, wird in vielen asiatischen Ländern eher auf indirekte Kommunikationsformen gesetzt. Wer dort als westliche Führungskraft allzu direkt und sachorientiert Kritik äußert, riskiert den Gesichtsverlust des Gegenübers – und damit einen Vertrauensverlust im gesamten Team.
Erfolgsfaktor #3: Teambildung
Führungstechniken sind Werkzeuge. Wie bei jedem Werkzeug hängt das Ergebnis aber auch hier vom Material ab, mit dem gearbeitet wird – sprich: vom jeweiligen Team. Interaktionsbasierte Führungstechniken wie Feedbackgespräche, Zielvereinbarungen oder kreative Moderationsmethoden entfalten ihre Wirkung nur dann, wenn die Gruppendynamik stimmt. Und selbst die professionellste und authentischste Führungstechnik kann scheitern, wenn das Team als soziales Gefüge (noch) nicht bereit oder in der Lage dazu ist, damit zu arbeiten.
In einem Team mit starkem Zusammenhalt und klarer Rollenverteilung kann z.B. eine Führungstechnik wie die kollegiale Beratung, bei der Fach- und Führungskräfte einander auf Augenhöhe unterstützen, zu tiefgreifenden Lernerfahrungen führen. In einem Team mit ungelösten Konflikten oder mangelndem Vertrauen hingegen bleibt dieselbe Methode an der Oberfläche – oder scheitert an internen Blockaden.
Darüber hinaus gilt es, auch die Führungskraft selbst als Teil der Teamdynamik zu denken. Ob sich Mitarbeiter auf bestimmte Führungstechniken einlassen, hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie sich die Beziehung zum Management – und übrigens auch zum Unternehmen insgesamt – gestaltet. Starke emotionale Mitarbeiterbindung und ein guter Rapport zwischen Führungskraft und Team bilden eine solide Basis für den Einsatz der allermeisten Führungstechniken. Herrscht hingegen angespannte Stimmung, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Führungstechniken, die auf Vertrauen und offener Kommunikation basieren, nicht den gewünschten Erfolg erzielen.
Entdecken Sie Führungstechniken, die zu Ihnen passen
Der Erfolg einer Führungstechnik hängt maßgeblich von drei Faktoren ab: von der Authentizität der Führungskraft, der kulturellen Prägung des Unternehmens sowie von der Teamdynamik. Wer diese Kontexte kennt und berücksichtigt, erhöht nicht nur die Wirksamkeit seiner Führung, sondern auch die Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden. In den Management-Seminaren von SEMINAR-INSTITUT lernen Sie daher nicht nur einzelne Techniken kennen: Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Führungstechniken Ihrer Wahl kontextsensibel und authentisch einsetzen können – für mehr Wirkung, größeres Vertrauen und einen Führungsstil, der zu Ihnen passt.
In unserem Seminar „Führungstechniken“ stellen wir Ihnen eine Vielzahl praxiserprobter Methoden vor, die jungen Führungskräften den Einstieg erleichtern und erfahrenen Managern neue Impulse bieten. Wenn Sie Ihren Blick für all jene Kontextfaktoren schärfen möchten, die in der Unternehmenspraxis über den Erfolg einer Führungstechnik entscheiden, dürfen wir Ihnen wiederum das Seminar „Führungswerkzeuge sinnvoll einsetzen“ ans Herz legen. Speziell für Führungskräfte, die in einem agilen Umfeld tätig sind oder sich in diese Richtung weiterentwickeln möchten, bieten wir außerdem das Seminar „Management und Führung Aufbau“ an. In diesem Management-Seminar machen Sie sich mit den Grundlagen agiler Methoden wie Kanban oder SCRUM vertraut und lernen, diese als effektive Führungstechniken einzusetzen.
[1] Ibarra, H. (2015). The Authenticity Paradox. Harvard Business Review, 93, 52–59. https://hbr.org/2015/01/the-authenticity-paradox
